Brigitte Cabell Malerei und Steinarbeiten
 
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Prozesshaftigkeit der Skulptur: Kunstkritik von Gianluca Carchia 2022 in Rom (pdf)

Kunstkritik von Salvo Nugnes anlässlich Biennale Mailand 10. 2017, übersetzt aus dem Italienischen (pdf)


Artikel im Sept. 2016 in der Süddeutschen Zeitung (pdf)

Artikel im Mai 2016 in der Kunstzeitschrift Cult -kunst und Literatur (pdf)

Brigitte Cabell, l’arte di domare la pietra.
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mit Vittorio Sgarbi bei der Pro Biennale 2017




Nugnes vor meinen Skulpturen bei der Pro Biennale Venedig 2017


Kunstkritischer Beitrag von Marianna Fantuzzi
im Katalog zur Ausstellung vom 18.3.- 7. 4. 2016 im Museum Crocetti in Rom :“L'Italia degle artisti von der 56. Biennale Venedig zur Jubileumsausstellung der misericordia – Talente und Meister im Vergleich „ Kuratoren Dott. Stefania Pieralice und Prof. Daniele Radini Tedeschi Thema der Ausstellung: paradiesische Aesthetik.
Übersetzung aus dem Italienischen von Prof. Gerd Birk
Die in der Nähe von Berlin geborene Brigitte Cabell verbrachte viele Jahre ihrer Kindheit und Jugend in Florenz. Jetzt lebt und arbeitet sie in der Nähe von München. Die florentinische Kunstatmosphäre hat ihr die Leidenschaft für Skulptur und Gemälde vermittelt und sie angeregt, schon im Jugendalter ihre ersten Ölbilder auszustellen. Nach dem Abitur studierte sie in Deutschland Medizin und übte bis vor sieben Jahren ihren Beruf als Kardiologin aus. Während der Kliniktätigkeit besuchte sie unterschiedliche Kunstakademien und Kurse , um sich in der Vielfalt der Kunsttechniken zu vervollkommnen, vornehmlich in der Bildhauerei. Während dieser Zeite scheint sich in ihr eine ganz eigene Sensibilität für die unterschiedlichsten Facetten der Gesteinsformen entwickelt zu haben. Sandstein, Marmor, Serpentin aus Zimbabwe und Alabaster werden für sie die Materialien zu intensiven Dialogen.

Von den natürlichen Gegebenheiten aus sucht die Künstlerin stets ins Wesentliche der Elemente einzudringen, ihre jeweils archetypische Form herauszumeißeln. Dabei entblößt sie ihre Werke von allen überflüssigen materialen und mentalen „Beschichtungen“.

Die Skulptur „In principio“ lässt in ihrer aufs Wesentliche konzentrierten Schlichtheit beispielhaft die Art und Weise erkennen, wie Brigitte Cabell zu Werke geht. In Marmor aus Carrara gearbeitet, zeigt das Werk eine fast spiegelglatte Oberfläche in dialogischer Spannung mit sanften konvexen Formen. Eine Ausnahme von der Regel stellt die nach innen gewölbte Form in der Hauptansicht dar, die den Charakter einer geringeren Geschliffenheit hat. Der Hinweis auf das nicht Vollendete wie bei Michelangelo ist sehr bezeichnend und lässt Cabells künstlerischen Werdegang durchscheinen. Die Künstlerin selbst erinnert daran, dass die Meister, die sie in ihrer florentiner Zeit am meisten bewunderte, Michelangelo, Donatello und Della Robbia waren. Selbstverständlich ist für einen Bildhauer der Rückbezug auf Michelangelo, wenn auch ungewollt, unverzichtbar. Das Erbe des Meisters ist nach wie vor sehr lebendig und beeinflusste auch alle Bildhauer der Moderne, von Rodin zu Arp, Brancusi und nicht zuletzt zu Moore. Brigitte Cabells Werk findet also seinen Platz auf ganz fruchtbarem Boden, in einer ununterbrochenen Zeitlinie, die markiert ist von der Kraft des Wegnehmens und Stehenlassens. „In principio“ gehört offensichtlich in die Reihe der Werke, die das „Wegnehmen“ hervorgebracht hat, das heißt die Bearbeitung des Steins, die alles, was nicht notwendig ist wegnimmt, um zum Kern zu kommen, zum Wesentlichen der Arbeit.
Es scheint, dass die Künstlerin die Skulptur in einem Zustand absoluter Ruhe und in bewusster Langsamkeit geschaffen hat. Im Abrunden der Kanten wird eine gewisse Zärtlichkeit spürbar, eine besondere Sorgfalt im Glätten des Steins; alles Hinweise, die Brigitte Cabell fernhalten von der romantischen Vorstellung einer Künstlerin, die sich ungeduldig abquält. Der Eindruck, den man beim Betrachten ihrer Arbeiten bekommt, ist sehr positiv und wohltuend. Der Betrachter lasse seine Augen ohne Eile auf Werken ruhen, die in ihrer Dichte und Ursprünglichkeit antike und geheimnisvolle Welten wachrufen. Die Steine, aus denen sie gemeißelt sind, sind allesamt Ergebnisse Millionen Jahre alter Ablagerungen und in diesem Sinne berührbare Signale aus der Vergangenheit der Menschheit. „In principio“ scheint sich geradezu auf eine solche Verbindung zu beziehen. In der Hohlform in der Oberfläche des Marmorsteins sind Prägungen belassen, die den Maserungen in den Fossilen prähistorischer Pflanzen und Einzeller-Organismen ähneln, die im Pangaea-Meer herumschwammen. Die Skulptur wird so zum Symbol unseres Ursprungs, unserer Geschichte und vor allem unserer unglaublichen Evolution. Cabell bringt auf diese Weise ein verhülltes Zeichen der Hoffnung zum Ausdruck: Wenn das Leben, dank einer wunderbaren Serie von Verknüpfungen, sich in solch unglaublichen Arten hat entwickeln können, dann besteht vielleicht auch für die Menschheit mit ihren verhängnisvollen Fehlbildungen die Möglichkeit, sich zu wandeln im bewussten Fortschreiten von Stufe zu Stufe auf einer Treppe, die zu Harmonie und Glück führt.




Der italienische Kunstkritiker Sergio Rossi über die Arbeiten von Brigitte Cabell
(aus dem Katalog des Mondadori-verlages zur Triennale 2014 Rom, Übersetzung: Prof.Gerd Birk)

Die Kunstentwicklung der letzten fünfzig Jahre in Europa ist in recht divergierenden Tendenzen verlaufen. In Brigitte Cabells Werken, ihren Bildern und Skulpturen, sind sie wiederzuerkennen. Sie hat sich nicht einer bestimmten Richtung verschrieben, sondern ihren eigenen Stil entwickelt, in dem sie die verschiedenen künstlerischen Anstöße aufnahm und Werke schuf, die jedesmal auf der Höhe der Zeit waren.

So findet man in den Skulpturen immer wieder Anklänge an Meister wie Brancusi und Moore, an Arp und Colla. Ihre Bilder hingegen erinnern an De Stael oder Fautrier, ohne dass man sagen könnte, sie habe sich dem einen oder anderen stärker angeschlossen. Sie versteht es, alles in einer eher spirituellen als ästhetischen Dimension plastisch zu gestalten. Die eindrucksvolle Entwicklung in ihren Werken stellt sich konsequent dar wie in einem Guss, aber in keiner Weise als gradlinig. Für sie gilt die klassische Unterscheidung zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, zwischen klassisch und modern nicht. Das Wort, das am besten ihr Suchen nach künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten zusammenfasst, ist „Interaktion“: zwischen Techniken und Kunstarten, Stilen und Ausdrucksformen.

Wie ein Priesterin der Antike hat sie in ihren Bildern und Skulpturen nicht nur den sichtbaren Erscheinungen nachgespürt, sondern auch dem Rauschen des Regens, dem Klang der Harfe und Flöte, dem Rascheln der Blätter im Wind, dem Fluss der Zeit und Jahreszeiten, dem Herzschlag eines Leibes ohne Kleidung, eingetaucht in die Natur. Die Frage, ob Cabells Kunst abstrakt sei oder gegenständlich, stellt sich nicht, greift sie doch in ihrem Schaffen immer auf naturgegebene Materialien zurück, deren Wesen sie dann enthüllt und herausarbeitet. Darin findet sie dann das Eigentliche, das Archetypische, das niemals ganz abstrakt ist, nie weit oder losgelöst von der Realität, auch wenn sie uns in eher geometrischen, stilisierten Formen erscheint.

Ihre Bilder stellen immer etwas von „dem Anderen“ dar, in dem die Gegenstände die Eintönigkeit des Anonymen ablegen und zu Bedeutungsträgern werden, die ganz und gar von ihrem ursprüngliche Zustand verschieden sind - der Stein, der „Fleisch annimmt“; das Gebirge, das reine Farbe wird; die Frau, die sich zum Baum wandelt -, kurz und gut, von Dingen, die man auseinandernehmen und zusammensetzen kann. Dadurch vermittelt sie eine Botschaft, manchmal scherzhaft, machmal sehr ernst, die nie deckungsgleich mit einem einzigen Begriff ist.

Es lassen sich einige charakteristischen Züge des Cabellschen Kunstschaffens herausarbeiten: die Freude am Experimentieren; die Bereitschaft, von Anderen etwas aufzunehmen, ohne das Markenzeichen des eigenen Stils zu verraten; das geistige Umherwandern von Weideplatz zu Weideplatz. Auf den Punkt gebracht: Unsere Künstlerin hat die ausschlaggebenden Phasen der europäischen Kunst der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts durchlebt und zugleich Distanz gewahrt, als Vorkämpferin und zugleich als Beobachterin, immer bereit, Neues zu lernen und immer originell; unruhig und zugleich in innerem Frieden. Sie hat sich zu Recht eine internationale Anerkennung erworben, die ihr ganz und gar zusteht.

An anderer Stelle wurde bereits festgestellt, was jeder zeitgenössische Künstler bewusst oder unbewusst der Kunst Michelangelo Buonarrotis, dem ersten authentischen modernen Universalgenie, verdankt. Das gilt auch für Cabells künstlerisches Schaffen, ihre Poetik. Er hat sich ausdrücklich auf die Grundidee der neuplatonischen Philosophie bezogen, aber sie der eigenen Zeit angepasst. Er begreift bekanntlich die Kunst, insbesondere die Skulptur, als fortwährenden Kontrast zwischen Form (Wesensgestalt) und Materie (materiales Substrat). Er begibt sich auf die Suche nach der Form an sich, der reinen Schönheit, der platonischen Idee, die letztendlich unerreichbar bleibt. Damit wird zum ersten Mal in der Kunstgeschichte das“Unvollendete“ nicht mehr nur eine gelegentliche Option oder ein Ereignis äußerer Umstände, sondern eine ureigene kunstschaffende (poetische) Option, die den Gedanken gerade der Unmöglichkeit, die vollkommene Vollendung zu erreichen, zum Ausdruck bringen will. Nach Michelangelo schafft man Skulpturen angeblich durch die „Tat des Wegnehmens“, indem man von einem noch unbehauenen Stein- oder Marmorblock alles Überflüssige entfernt, oder durch die „Tat des Hinzufügens“, indem man Ton, Wachs oder Bronze formt. Michelangelos Auffassung hat die gesamte moderne Bildhauerkunst beeinflusst, von Rodin bis Arp und Brancusi. Letztere gehören zu den künstlerischen Cabellschen Bezugspersonen, besonders in jenen Marmorskulpturen, die scheinbar in den Himmel auffliegen wollen, dann aber unvorhergesehen zurückgestoßen werden und schließlich, wie bei Cloe und Daphne, Zuflucht suchen in einer romantischen zärtlichen Liebesumarmung.

Zurück zur Malerei. Manche ihrer Werke lassen an die Definition der Malkust denken, die ich gerade unter den modernsten und präzisesten finde, die auf den großen und geplagten Jakopo Pantormo zurückgehen, als er nach dem Unterschied zwischen Gemälde und Skulptur gefragt wurde. Er versichert, dass der Bildhauer physisch stärker gefordert ist, jedoch in einer Anstrengung, die ihn gesund hält und „sein Werk abgerundeter macht ...; der Maler hingegen ist durch die Anstrengungen der Kunst in schlechterer körperlicher Verfassung. Ihm fallen mehr geistige Mühsale zu als Steigerung der Lebensqualität. Es ist einfach zu hart und erfordert zuviel Willenskraft, all die Dinge nachzugestalten, die die Natur in Farben hervorgebracht hat. Daher nötigt sie ihn, seine Werke so reichhaltig zu machen und voller verschiedener Dinge, in denen er, wo es angebracht ist, aufleuchten lässt, Nächte mit Feuer und andere ähnliche Lichter, Luft, Wolken, Länder weit entfernte und nahe, Behausungen mit vielen Beobachtungen aus verschiedenen Perspektiven... und noch viele andere Dinge“. Genau das macht Brigitte Cabell: Luft und Wolken, Irrlichter und nächtliches Glühen, die zu reinen Farbkomplexen werden oder mehr verschwebende blaue Rechtecke oder umgekehrt, abstrakte Formen, die nach und nach die Formen und Dimensionen von Körpern, Bäumen oder Bergen zurückgewinnen und dem Betrachter von Mal zu Mal die Entscheidung abverlangen, welcher Deutung er den Vorzug gibt.

Über Brigitte Cabells Bilder und Skulpturen

von Dr. Hans Prescher, Fernsehproduzent, Autor und langjähriger Veranstalter von Kunstausstellungen in Frankfurt a. M.

Schwerpunkt der künstlerischen Arbeit von Brigitte Cabell ist das gestalterische Erfassen der Natur. Die Begegnung von Mensch und Natur versucht sie künstlerisch zu verarbeiten im Sinne der Maxime von Rainer Maria Rilke: “Es ist mir wichtig, die Natur zu erfassen, um mich selbst irgendwo in ihre großen Zusammenhänge einzufügen“.
Ihre Bilder spüren der Idealität hinter der vordergründigen Realität nach. “Die Erde wird nicht verlassen, aber dass es eine andere Welt gibt, eine immaterielle, wird sichtbar“, sagte Ingrid Zimmermann von der Süddeutschen Zeitung bei der Eröffnungsrede für eine Cabell-Ausstellung. Brigitte Cabells Bilder weiten sich mitunter in Traum- und Phantasiewelten sowie in surreale Bereiche und gewinnen dadurch einen eigenen Reiz und manche Mehrdeutigkeit. Die Schriftstellerin Irina Korschunow sprach von der „Besessenheit“, mit der Brigitte Cabell „ans Werk gehe“, sie hob ein Bild hervor von dem sich nicht genau sagen lässt „ob es trostreich oder bedrohlich ist, Erlösung verheißt oder Untergang.“

Viel Beachtung fanden in letzter Zeit Brigitte Cabells Bildhauerarbeiten. Die Skala reicht von verspielten abstrakten  Skulpturen aus Alabaster über eine hintergründig lächelnde Mondfrau aus Serpentin oder eine lebensvolle Darstellung eines Raubvogels aus Untersberger Marmor bis zu variationsreich gestalteten mythologischen Figuren aus Sandstein oder Serpentin. Die „Süddeutsche Zeitung“ charakterisierte die Künstlerin so:“ Stets steht sie  im Dialog mit dem Stein, lässt ihm vorhandene Strukturen, verstärkt andere zu idealtypischen Gesichtern oder abstrahierten Formen, holt reizvolle Färbungen heraus, die sich erst nach der Bearbeitung zeigen können.“ Dieselbe Zeitung schrieb über zwei Plastiken von Brigitte Cabell mit dem Titel „Faun“ und „Träumer“aus Untersberger Marmor und grün-schwarzem Serpentin: „grobe Steinblöcke, deren Oberfläche von unten nach oben allmählich runder und weicher werden, bis sie in flächig hingehauchte Gesichter enden: versteinerte Lebewesen, die auf Erlösung warten.“

In ihren neuen Bildern aus dem Jahr 2010-11 entfernt Brigitte Cabell sich weiter von der bisherigen - schon oft abstrahierenden -Wiedergabe von Natur und Realität. Sie arbeitet mit Fragmenten, Versatzstücken, Collagen, Monotypien, in denen Figürliches nur noch gelegentlich aufblitzt. Auf einem Bild steht geschrieben: „Chaos“. Diese Malereien sind  weniger eingängig, sind kühner und fordernder als frühere Bilder von Brigitte Cabell - sie lohnen die ernsthafte  Beschäftigung mit ihnen.
02.03. 2011

Kritiken zur Skulpturen-Ausstellung der Galerie Ildiko´ Risse in Wessling im April / Mai 2011

“Brigitte Cabell versteht die Sprache der Steine. Marmor, Sandstein, Alabaster oder Serpentin sind für sie keine leblosen Blöcke, sie scheinen ihr etwas zuzuraunen und ihre Hand zu führen. (......) Was am Ende entstehen wird, ist am Anfang noch unklar. Doch irgendwann hat die Künstlerin den letzten Schlag getan. Verletzlich wirkende Gesichter kommen hinter dem zerschlagenem Steinpanzer zum Vorschein. Ihres Schutzes beraubt, zeigen sie eine nach innen gerichtete Schönheit, die berührt.
(Patrizia Steipe in der "Süddeutschen Zeitung“, 2.Mai 2011)

„Brigitte Cabell zeigt Figuren aus Stein von archaischer Schlichtheit und Gradlinigkeit. (.....) Als "Hebamme des Steins" erzählt sie mit ausdrucksstarken Köpfen von alten Mythen.. Philosophen, Evangelisten oder Erzengel, Faune und Boten, die aus dem teils roh belassenen Steinen herausgeschält werden, scheinen zu leben, wenn der Betrachter an ihnen vorbeigeht und sich die Lichtverhältnisse auf der Oberfläche ändern:“
(Astrid Amelungse-Kurt im „ Münchner Merkur“, 2.Mai 2011)